Stand: 20.08.2024, 19:21 Uhr
Von: Susanne Fischer-Bolz
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Nie wieder Ölwechsel, keine ausgeleierte Kupplung: Doch wenn der Stromer in die Werkstatt muss, dann wird es teuer. So viel steht fest.
Nachrodt-Wiblingwerde – Nie wieder Ölwechsel, keine ausgeleierte Kupplung, ade Zahnriemen und Zündkerzen: E-Autos brauchen kaum Wartung, verschleißen weniger und müssen seltener in die Werkstatt. Tatsächlich kommt wöchentlich nur etwa ein E-Auto zur Reparatur in die Werkstatt des Autohauses Hoffmann.
Kaum Wartung, aber teure Reparaturen: Werkstattleiter spricht über E-Autos„Meist sind es bisher nur Kleinigkeiten, die wir reparieren“, sagt Werkstattleiter Nicholas Alexander Steinke. Der Elektroantrieb sei zurzeit nicht der Kummer. „Die Elektroautos sind vom Hersteller so konzipiert worden, dass sie sehr elegant wirken, futuristisch. Die Bauteile sind highend. Wenn dafür eine Reparatur erforderlich ist, sind die Kosten unheimlich hoch, weil die Ersatzteile teuer sind und es extrem aufwendig ist, sie zu demontieren und wieder zu montieren“, erklärt Nicholas Alexander Steinke. Es gebe zum Beispiel Softwarefehler oder die üblichen Dinge, die auch sonst passieren: Die Frontscheibe ist kaputt oder das Auto wurde aufgesetzt.
Die Bremsen dürften eigentlich kein großes Thema sein, weil das E-Auto durch den eigenen Elektroantrieb bremst. Oder? „Doch, denn wenn die Bremsen nicht beansprucht werden, werden sie vom Tragbild schlecht“, erklärt der Werkstattleiter.
Die Wartung von Stromern ist günstiger, aber wenn es einen Schaden gibt, wird die Reparatur teuer. © patrick daxenbichlerDas Autohaus Hoffmann ist VW-Vertragswerkstatt für VW-PKW und Nutzfahrzeuge. Repariert werden auch sämtliche VW-Konzernfahrzeuge, wie Audi, Seat, Skoda und Cupra. „Dafür sind wir aber keine Vertragswerkstatt“, sagt Geschäftsführer Thomas Hohn.
Wiederverkaufswert: Was bekomme ich für ein gebrauchtes E-Auto?Bei Hoffmann sind noch keine E-Autos gestrandet, weil die Batterie erledigt war. Die Fragen, die sich rund um den E-Antrieb tatsächlich aber immer stellen: Unter welchen Umweltbedingungen fährt man das Auto? Und wie fährt man es? Sportlich oder gemächlich? Und wie weit kommt man dann? „Wenn man eine weite Strecke fährt, muss man an der Autobahn laden, lange warten. Dann steht man zwei Stunden und kommt nicht weiter“, sieht Thomas Hohn ein Hauptproblem. Die Infrastruktur sei zudem lange noch nicht perfekt. Da nützt es kaum, dass es auch bei Hoffmann eine öffentliche Ladestation gibt.
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Werkstattleiter: E-Autos „einfach zu teuer“Und die Neuwagen? „Die Autos sind einfach zu teuer“, findet Nicholas Alexander Steinke. Das könnte zutreffen, ist doch der Verkauf von reinen E-Autos auch im Juli 2024 massiv gesunken. Benziner und Diesel konnten dagegen ihre Marktanteile halten und Hybrid-Pkw sind auf Wachstumskurs. Im Juli sind 30.762 neue Pkw mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) zugelassen worden. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) meldet, waren das 36,8 Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr zunächst die Kaufprämie für gewerbliche Elektroautos gestrichen und im Herbst überraschend auch die Förderung für private Käuferinnen und Käufer. Die Nachfrage brach daraufhin ein.
„Die E-Autos müssten die Hälfte kosten“, findet der Werkstattleiter ganz persönlich und ergänzt: „Kennen Sie ein E-Auto, das 20.000 Euro kostet und mit dem sie nach Bayern fahren können? Ich kenne keins.“ Für Nicholas-Alexander Steinke ist ein Auto ein reines Fortbewegungsmittel, die emotionale Variante, die viele beim Autofahren wichtig finden, spielt bei ihm keine relevante Rolle.
Ladestation für ZuhauseDer Werkstattleiter ist eher sachlich unterwegs und gibt beim Thema E-Autos zu bedenken, dass viele Menschen, „gar nicht so stark aufgestellt sind. Sie wohnen vielleicht in der Innenstadt. Wo sollen sie denn ihr Auto laden? Ein Kabel über den Bordstein legen, darf man nicht. Sprich: Diese Menschen haben ein Problem und behalten ihren Verbrenner.“ Wer zu Hause dagegen die Möglichkeit habe, eine Ladestation einzurichten, sei auf der besten Seite, um die E-Mobilität anzugehen.
Zurück zur Batterie: Man kann sie reparieren, wenn sie nicht altersschwach ist und ausgetauscht werden muss. 20 eigene Zellen ergeben 380 Volt beim Golf 8 beispielsweise. Wenn dann eine Zelle nicht mehr die volle Leistung bringt, kann sie ausgetauscht werden. Das kann die Werkstatt in Nachrodt, wenn es auch bisher nicht vorgekommen ist. „Auch einen Unfallwagen haben wir noch nicht gehabt“, sagt Nicholas Alexander Steinke.
Das Hoffmann-Team in der Werkstatt – zwei Meister, drei Mechaniker, zwei Azubis – ist aber auf alles vorbereitet: „Wir haben einen Hochvoltexperten und einen Hochvolttechniker“, erzählt Thomas Hohn. Alle anderen sind elektronisch unterwiesen. Die Schulungen wurden aufwendig bei VW durchgeführt. Übrigens: Eine Batterie, die ausgetauscht werden muss, kann schon mal mit 10 000 Euro zu Buche schlagen. Doch: Die Autobatterie-Garantie beträgt in der Regel zwei Jahre – manche Hersteller bieten jedoch eine erheblich längere Garantiezeit an. „Reparaturen, die der Kunde selber bezahlen musste, haben wir bisher noch nicht gehabt“, erklärt Thomas Hohn.
Eine Chance für E-FuelsBei der Mobilität vermischt sich gerade vieles, – Altes, Neues und Zukunftsträchtiges. Viele Experten versprechen sich vom Wasserstoffantrieb besonders viel. „Ich denke, dass das Thema E-Fuels wichtig wird“, glaubt Nicholas Alexander Steinke. Der Kompromiss zwischen EU-Kommission und Bundesregierung, so schreibt der ADAC, rückt vom ursprünglich für 2035 geplanten Verbrennerverbot bei Neuwagen ab – und gibt E-Fuels eine Chance: Geplant ist eine neue Fahrzeugkategorie für Autos mit Verbrennungsmotor, die ausschließlich mit E-Fuels betankt werden – die mittels elektrischer Energie aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden.
Ein E-Auto-Fahrer verlangt 4500 Euro vom Märkischen Kreis, weil er sein Fahrzeug nicht rechtzeitig zulassen konnte. Grund war ein Hacker-Angriff.
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